JANSEN
Für 10 Euro nasse Hunde
bone 3001-2

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1. Die Bar 4:03
2. Unten am See 5:03
3. Heute Nacht, ein ganzes Leben 4:42
4. Die Blüten 3:24
5. Das kleine Universum 4:03
6. Phenomerone 3:21
7. Babel (Der Wolf) 4:30
8. Swingtod 2:24
9. Politiker 2:11
10. Die Axt hervor 3:47
11. Nur ein Versehen 3:41

 


Markus Türk – Trompete, Posaune, Tasten
Philip Lethen – Kontrabass, Stimme
Andre Hasselmann – Schlagzeug, Perkussion
Markus Maria Jansen – Stimme, Saiten, Tasten
+
Axel Ruhland – Violine, Viola (03, 07)
Paul Wallfisch – Wurlitzer (03, 11)
Jörg Meuther – Mandoline (02)
Charlotte Krenz – Chor (04)
Greta Ganderath – Chor (04)

M.M. Jansen – Produktion, Mix, Musik, Text
Axel Ruhland – Streicherarrangement
Markus Türk – Bläserarrangement
Michael Schwabe – Meisterband
Pappa – Gestaltung, Foto (Lethen + Jansen)

Aufgenommen und gemixt im Dachapparat, Krefeld
Alles gemastert im Monoposto, Düsseldorf

 


Jansen: Geschichten von der Scheibe Welt 2004.

Die Zeiten sind mager und nehmen weiter ab, guter Rat ist teuer, Trost und Zigaretten auch. Sehen, wo man bleibt. Für die Gruppe Jansen kann das heißen, ihr neues Album „Für 10 Euro nasse Hunde“ nicht für mehr als € 10.- zu verkaufen. Kein Witz, aber mindestens ein Lächeln wert, denn preiswert ist hier nicht gleich billig!

11 Songs. Nasse Hunde, einer wie der andere, die man nicht vor die Tür geschickt hätte bei der Gesamtwetterlage, wären sie nicht sowieso schon draußen gewesen. Betrachten und erzählen, triefend. Triefen im übertragenen Sinne allerdings tut und tat es nie in der Arbeit von Bandkopf und Namensgeber Markus Maria Jansen, emotional auf schlichte und respektvolle Weise war es immer.

„ Für 10 Euro nasse Hunde“ ist das dritte Jansen-Album, von MM ursprünglich als lockeres Output für seine deutschen Lieder gedacht, als er noch auf Englisch mit M. Walking On The Water unterwegs war. Nach den ersten Sessions mit Drummer Frank Kaulhausen und Bassist Philip Lethen allerdings verkehrten sich die Prioritäten, als Trompeter Markus Türk dazu stieß, ging M. Walking und die Band Jansen kam. Eine „…Alternative zum Hochglanz, ein Standpunkt ohne Majorkompromisse“, hatte der Bandleader im Sinn, „deutsche Texte mit Abenteuern, Poesie, Liebe und Quatsch, schräg, schön, sentimental und böse, rauher Pop mit Jazz-Ambiente“. Nicht eben wenig. Geklappt hat es doch.

„ Jansen“ (1998), die CD im großen Pappa-Pack®-Cover, war ein flüssiger Achtungserfolg, die erste Auflage ging weg wie Rotwein, ein Video mit Werbespot-Innovator Charles Wilp (u.a. Afri Cola) blieb im Gedächtnis. 70 Gigs spielte die Band im gleichen Jahr, in kleinen Läden, Puffs und Pop-Spelunken, wo man noch fühlen kann, was man hört. Ein wichtiger Aspekt bei Musik, die so dicht vor die Leute tritt und einer, den Jansen nach dem schlüssigen Zweitling „Prepost“ (2001) nun mit ihrem dritten Album überzeugender als bisher auf Tonträger erzeugen konnten.

„ Die Bar“, der instrumentale Opener des Albums, gewissermaßen der Indoor-Hund hinter dem Ofen, ist warm, seltsam und seltsam vertraut. Wohltemperierte Trompete, dann wieder laut bis kurz vor’s Schmettern, rutschige Kontrabasslinien und ein paar Kleinigkeiten mehr aus der bimmeligen, surrenden Klangkiste des Postrock sind prägend für den Sound der Platte. Unaufdringlich opulente Streicher, ein Refrain mit hübscher weiblicher Zweitstimme, ein Wurlitzer, eine Mandoline – immer gibt es noch ein reizvolles Etwas, das die Konturen der rumpeligen Jansen-Songs schärft.

Hübsche und durchweg sinnfällige Zugaben, Vehikel für das, was Jansen im Kern natürlich bleiben: zuerst immer das Lied und die Band, Chansons mit laut swingenden Refrains und sporadisch akzentuierender Krachgitarre aus dem Off, ver-weillter Collegerock, gesanglich intoniert mit dem schnodderigen Charme des bürgerlichen Bohèmien:

„ Das Herz schlägt weiter, ein Krieg zieht vorbei gegen Ärzte und pünktliche Uhren. / Die nächste Krankheit ist schon dabei, sich zu wappnen gegen Pillen und Tinkturen. / Lasst uns einfach weiter warten, auf Uhren oder andere Leute starren / oder auf die mutigen Vögel, die bald in den Süden starten.“
(„Unten am See“)

Jansens Scheibe Welt, die so gar nicht auszusehen scheint wie jene, die wir kennen, ist nicht das All-umfassend Globale, es ist das Regionale, das Fassbare, die Molekularstruktur des Alltags. Eine Scheibenwelt wie aus den klugen Fantasyromanen Terry Pratchetts mag es nicht sein; grotesk ist sie wahrscheinlich nicht weniger. Worauf es ankommt, ist das Auge des Betrachters – das Jansens’ zunächst, und dann auch unseres, denn draußen läßt einen diese Kombo nicht.

Aufgenommen und gemixt im Krefelder Dachapparat - nichts anderes als Jansens Heim- und Wohnstätte -, ist „Für 10 Euro nasse Hunde“ in seiner unaggressiven, menschlichen Art beileibe keine beschauliche kleine Dachkammermusik geworden. MM ist ein Poet, der sich auf’s klare Wort versteht, rhetorische Fragen zum Status quo des arg entfremdeten Landes ausspricht („Hab’ ich das große Los gezogen, hier zu sein / getrennt von den Lieben, die ich niemals kannte?“) und jedem Widersacher noch ein halbes Lächeln nachschenkt:

„ Jetzt wart’ ich auf das Raumschiff mit den ganzen Präsidenten / die geruchsneutralen Profiwinker aus den Parlamenten. / Wo bleibt ihr, meine Freunde? Wohin habt ihr euch verpisst? / Ich hab’ gedacht, daß ihr mich zum Abschied nochmal küsst.“
(„Heute Nacht, ein ganzes Leben“)

 

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