Der Kölner Kontrabassist Sebastian Gramss gehört sicherlich zu den herausragenden Instrumentalisten, Komponisten und Konzeptualisten der deutschen Jazz-Szene.
Seine vielfältigen Gruppen und Projekte wie u.a. Underkarl, fossile 3, Slowfox, Bassmasse als auch seine internationalen Projekte in Süd-Amerika, Südkorea, Indien oder Angola sowie seine Dozententätigkeit an der Musikhochschule Köln und am Institut für Musik Osnabrück kennzeichnen seine Ausnahmestellung in der deutschen Szene.
Sein neuester Geniestreich STATES OF PLAY vereint Musiker des Ensemble Modern, Klaeng Kollektiv, Impakt Köln & Umlaut Berlin. Das Nonett STATES OF PLAY besteht praktisch aus 3 Trio-Formationen mit:
Valentin Garvie: trumpet
Rudi Mahall: clarinet
Pierre Borel: alto saxophone
Tobias Hoffmann: electric guitar
Christian Ramond: double bass
Dominik Mahnig: drums, percussion
Philip Zoubek: piano, prepared piano
Sebastian Gramss: double bass, player piano
Etienne Nillesen: drums, snare
Ihr Auftrag ist die Manipulation der essentiellen Architektur von Musik und ihre organische Metamorphose zu neuen makro-polyphonischen Konstellationen. Orchestrale Momente á la Ellington und Mingus, Zappa-eske Anklänge und klangliche Avantgarde werden in ihrem Kern zerlegt und in einer explodierenden Vielfalt immer wieder neu zusammengesetzt.
Das nun vorliegende Album „Out & About“ wurde bei drei Konzerten im November 2017 in Köln, Heidelberg und Dortmund aufgenommen und im Januar 2018 um einige Overdubs ergänzt. Es bündelt damit in knapp 50 Minuten und aufgeteilt in 17 einzelnen Stücken die Summe der musikalischen Ereignisse dieser Konzerte als eine klanggewaltige Synthese.
Und diese Summe der musikalischen Ereignisse ist wahrlich überwältigend und sollte in einem Zug genossen werden. Die drei Trios interagieren prächtig miteinander – betreiben musikalische Katz & Maus Spiele - treiben sich gegenseitig an – vereinigen sich zu einem gewaltigen Klangkörper oder zerfallen in kleinste Teile. Der Hörer begibt sich mit States of Play auf einen farbenfrohen musikalischen Trip, der faszinierend und irritierend zugleich sein kann.
Eine Besonderheit des Projektes, welche die stringente Umsetzung und extremen Ausformung des Realtime Morphing mitträgt, ist die Einbeziehung eines sogenannten Player Pianos, eines computergesteuerten selbstspielenden Flügels. Dieser live präparierte Diskflügel (YAMAHA Endorsement) bildet mit seiner maschinellen Präzision einen Counterpart zu den Variationen des Ensembles und der virtuosen Spontanität der preisgekrönten Solisten (ECHO Jazz / SWR Jazz Award, Hessischer Jazzpreis, etc.)
Neben seiner unbestechlichen Präzision bei den Morphing-Vorgängen (z.B. die perkussive Verwendung auf parallelen Tempo-Ebenen, oder im Zuge einer graduell zunehmenden melodischen „Unschärfe“ Verdichtung) ermöglicht das Player Piano darüber hinaus dem Pianisten, sich während der Live-Vorführung an bestimmten Stellen immer wieder ausschließlich auf die Präparation des Flügels zu konzentrieren, während dieser „selbst“ spielt.
Sebastian Gramss legt seit vielen Jahren den Schwerpunk seiner Aktivitäten im fließenden Grenzbereich zwischen Neuer Musik, Improvisation und zeitgenössischem Jazz. Immer auf der Suche nach neuen Kompositionstechniken, ungehörten Klängen und innovativen musikalischen Ansätzen widmet sich Gramss seit dem vergangen Jahr verstärkt der Idee eines radikalen Klang-Morphings. Neben den langfristigen Vorarbeiten mit mehreren Doppeltrio-Projekten hat sich STATES OF PLAY indirekt aus einer Kooperation (Kontrabass, Komposition und Dirigat) mit dem Ensemble Modern im April 2016 entwickelt.
STATES OF PLAY bündelt mithilfe speziell entwickelter Kompositions- und Spieltechniken die Weiterentwicklung der zeitgenössischen Musik auf einem in dieser Form noch nicht stark genug beachteten Feld.
Hier ist der Link zur ARTE-Aufzeichnung des Auftritts von States of Play beim Moers Festival 2018:
https://www.arte.tv/de/videos/081623-022-A/sebastian-gramss-moers-festival-2018/